Aus der Praxis

Über das Verhalten vor und nach dem Schuss haben wir bereits unter der Rubrik „Die Nachsuche“ ausführliche Tipps gegeben.
An dieser Stelle möchten wir über häufige Trefferlagen, daraus resultierende Pirschzeichen und mögliche Auswirkungen auf eine Nachsuche informieren. Grundsätzlich gibt es hierzu auch eine Menge an Literatur. Leider finden wir in der Praxis an den Anschüssen nicht immer lehrbuchmäßige Pirschzeichen vor, sodass die Voraussage einer Trefferpunktlage oftmals schwierig ist oder sich aus mehreren Faktoren bei der Arbeit ergibt. Auch der Einsatz von bleifreier Munition hat die Nachsuche bzw. das Umgehen mit den auftretenden Pirschzeichen verändert bzw. erschwert.
 
Wird ein Stück Wild von einer Kugel getroffen, so werden vom Wildkörper immer Spuren in der direkten Umgebung vom Anschuss hinterlassen. Dies ist ähnlich wie an jedem Tatort, wenn dieser mit kriminalistischen Mitteln untersucht wird. Bei einem Stück Wild können dies Borsten, Haare, Teile von Innereien, Schweiß, Knochensplitter usw. sein. Leider liegt halt nicht bei jedem Schuss Lungenschweiß am Anschuss, sodass es mitunter schwierig ist diese Hinweise zu erkennen und auch zu deuten. Die intensive Untersuchung des Anschusses und die Sicherstellung von einzelnen „Beweisstücken“ können jedoch erheblich dazu beitragen die folgende Nachsuche entsprechend zu kategorisieren und wenn nötig noch externe Hilfe, wie z. B. Vorstehschützen zu mobilisieren. Das Ziel einer jeden Nachsuche ist klar – wir wollen das verletzte Stück zur Strecke bringen und damit von unnötigem Leid befreien.
 
Folgende Trefferlagen führen schwerpunktmäßig zu Nachsuchen:
  1. Laufschuss
  2. Waidwundschuss
  3. Krellschuss
  4. Gebrechschuss

1. Der Laufschuss

 
Bei den Laufschüssen sind grundsätzlich mehrere Arten zu unterscheiden. Zunächst sind Vorder- und Hinterlaufschüsse möglich. Weiter ist zu differenzieren zwischen hohen und tiefen Laufschüssen. Bei Laufschüssen kann der Knochen sowohl komplett durchgeschlagen sein, jedoch kann dieser auch nur angeschlagen sein. Ist der Laufknochen kaum betroffen und handelt es sich lediglich um eine Verletzung des Muskelgewebes ist dies dem beschossenen Stück bei der Flucht nach kurzer Zeit kaum noch anzusehen. Insbesondere bei Keulenschüssen schweißt das getroffene Stück zunächst stark. Der Schweiß nimmt im Verlauf der Fährte jedoch schnell ab und je nachdem ob und wie der Knochen getroffen wurde kann es noch zu einer langen und schweren Hetze kommen. Werden Stücke mit einem Laufschuss aufgemüdet, so bedeutet dies in der Regel einen erheblichen, zeitlichen Mehraufwand für die weitere Suche.

2. Der Waidwundschuss

 
Waidwundschüsse treten insgesamt recht häufig auf. Aus Sicht des Schützen ist dieser in der richtigen Höhe im Wildkörper abgekommen, jedoch hat sich das Stück evtl. im Moment der Schussabgabe bewegt oder es stand nicht breit. Oftmals sind lediglich wenig Pirschzeichen in Form von dunklem Schweiß, evtl. mit Magen- bzw. Panseninhalt zu finden. Diese Pirschzeichen nehmen dann im Verlauf der Fährte in der Regel ab, da sich der Ausschuss häufig mit Weißem bzw. Darmschlingen zusetzt. Teilweise „schwappt“ Schweiß aufgrund der Bewegung aus dem Wildkörper, sodass dann punktuell, ähnlich wie bei einem Tropfbett, Schweiß vorzufinden ist. Auch findet man hin und wieder abgestreiften Schweiß an Bäumen der vom Ein- bzw. Ausschuss stammt. Je nach Körperstelle (großes- oder kleines Gescheide) und Körperstärke des Stückes können diese noch lange leben. Teilweise nach kurzer Fluchtdistanz, teilweise nach vielen Kilometern begeben sich die Stücke ins Wundbett. Dabei ist festzuhalten, dass Stücke mit Waidwundschuss immer noch sehr agil sein können und gerade Sauen aufgrund der starken Schmerzen sofort annehmen können.

3. Der Krellschuss

 
Stücke mit Krellschuss gehören leider auch zu der Gruppe, welche häufig gesucht werden müssen. Dies in aller Regel dann, wenn bereits mindestens ein Hund vorgesucht hat. Insbesondere bei dieser Art von Verletzungen hören wir Nachsuchenführer*innen die skurrilsten Schilderungen und Erlebnisse der Schützen. Das reicht soweit, dass die Schützen die beschossene Sau nach zehn Minuten noch haben am Anschuss liegen sehen und dann nach Eintreffen mit ihrem Auto feststellen müssen, dass am Anschuss keine Sau mehr vorhanden ist. Ein anderer Schütze schießt aus einer Rotte einen Frischling. Dieser liegt sofort im Schuss. Daraufhin wird ein zweiter Frischling ebenfalls beschossen. Dieser liegt auch. Beim Bergen wird Frischling Nr. 2 an Ort und Stelle gefunden. Frischling Nr.1 eins ist nicht aufzufinden, lediglich reichlich Schweiß befindet sich am Anschuss. Beim überwiegenden Teil der Krellschüsse liegt das beschossene Stück zunächst, teilweise klagt es. Nachdem die Lähmung des beschossenen Stückes nachlässt steht es auf und flüchtet zunächst langsam, dann immer schneller. Am Anschuss liegt in aller Regel Schweiß, teilweise auch viel Schweiß. Dies verleitet zunächst zu der Annahme, dass das Stück einen schweren Treffer hat und nicht mehr weit gelaufen sein kann.
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